Frankreich und Deutschland sind zwar Nachbarn, doch haben sie Kulturen, die sich recht stark voneinander unterscheiden. Doch welche echten kulturellen Nuancen bestehen zwischen den beiden Ländern? Was ist Realität und was sind Stereotype? Um dies besser zu verstehen, sei es vor einer Reise, einem Umzug ins Nachbarland oder einfach aus Neugier, bieten wir Ihnen einen Überblick über die markantesten kulturellen Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland.
Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich im Alltag
Hier zunächst ein kleiner Überblick über die kulturellen Unterschiede im Alltagsleben.
Pünktlichkeit
Ob für das Eintreffen an der Arbeit, in der Schule oder zu einem Termin, die Deutschen sind für ihre Pünktlichkeit und ihre Disziplin bekannt.
Im Vergleich dazu ist es in Frankreich recht geläufig, nicht pünktlich zu erscheinen. In Deutschland hingegen sind Verspätungen nicht gern gesehen. Pünktlichkeit ist ein wichtiges Element der deutschen Mentalität und zählt zu den Werten der Einwohner. Es wird sogar geraten, 5 Minuten früher zu einem Termin zu kommen, insbesondere wenn es sich um ein berufliches Treffen handelt.
Einhaltung der Regeln
Unter den weiteren großen soziokulturellen Unterschieden zwischen Frankreich und Deutschland ist auch das Einhalten von Regeln zu nennen. In Deutschland ist die Achtung von Gesetz, Ordnung und der Mitmenschen in sämtlichen Bereichen anzutreffen: jeder Fußgänger wartet an der roten Ampel, selbst wenn sich kein Auto nähert; die Straßen werden sauber gehalten; die Fahrradfahrer fahren auf Radwegen etc.
Der Umweltschutz zählt ebenfalls zu den bedeutenden Aspekten der deutschen Kultur. In Deutschland gibt es beispielsweise ein Pfandsystem, um das Recycling von Plastik- und Glasflaschen sowie Dosen zu erleichtern. Die Mülltrennung wird auch sehr ernst genommen und jeder Haushalt ist dazu angehalten, seinen Abfall zu trennen.
Darüber hinaus sind Respekt des Anderen und Gemeinschaftssinn Werte, die die deutsche Kultur und den Lebensstil der Deutschen stark prägen.
Die französische Bevölkerung hingegen ist individualistischer. Das Einhalten von Regeln ist weniger stark in der Mentalität der Franzosen verankert.
Jemanden begrüßen in Deutschland und in Frankreich
Traditionell (abgesehen von der derzeitigen Coronakrise) geben sich Franzosen Küsschen zur Begrüßung. Händeschütteln ist für den formalen Kontext sowie für die Begrüßung zwischen Männern vorbehalten.>
In Deutschland gibt es diesen Brauch ebenso wie in vielen anderen Ländern nicht. Um einander zu begrüßen, begnügen sich die Deutschen damit, einander die Hand zu reichen.
Zudem sollte man wissen, dass in Deutschland die Frage „Wie geht es dir / Ihnen?“ keine reine Höflichkeitsformel ist. Stellt Ihr Gesprächspartner Ihnen diese Frage, möchte er eine lange und ehrliche Antwort zu Ihrem Leben, Ihrer Familie, Ihrer Gesundheit, Ihrer Arbeit, etc. hören.
In Frankreich hingegen wird die Frage „Ça va?“ meist als einfaches Mittel verwendet, um seinen Gesprächspartner zu begrüßen, und meist wird eine kurze Antwort erwartet.
Barzahlung und Trinkgeld
Während die Menschen in Frankreich genauso oft bar wie mit Karte zahlen, verwenden die Deutschen häufiger Bargeld.
Beim Trinkgeld gibt man in Deutschland ebenso wie in Frankreich in der Regel 5 bis 10 % des Rechnungsbetrags. In Frankreich legt man das Trinkgeld am Ende des Essens jedoch einfach auf den Tisch, während es in Deutschland direkt der Bedienung zu geben ist, indem man ihr sagt, wie viel Sie zahlen möchten.
Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich an der Arbeit
In der Arbeitswelt sind ebenfalls zahlreiche kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Nationen zu verzeichnen.
Arbeitszeiten
In Deutschland umfasst eine Arbeitswoche 40 Stunden, in Frankreich 35 Stunden.
In Frankreich kommen die Beschäftigten im Durchschnitt gegen 9 Uhr bis 9.30 Uhr zur Arbeit. In Deutschland beginnen viele Angestellte bereits um 7 Uhr oder 8 Uhr mit der Arbeit.
Der Arbeitstag in Frankreich endet gegen 17 oder 18 Uhr und enthält sehr oft lange Mittagspausen, während die Deutschen oft deutlich früher, gegen 15 oder 16 Uhr, Feierabend machen und nur eine kurze Mittagspause von 30 Minuten nutzen.
In Frankreich wird sehr oft bis spät abends gearbeitet und dies wird eher als Zeichen von Hingabe empfunden, die Bewunderung hervorruft. Im Gegensatz dazu zeugt langes Arbeiten am Abend im Nachbarland eher von einem schlechten Zeitmanagement und Unfähigkeit, seine Aufgaben in der vorgegebenen Zeit zu erledigen.
Auch die Schule beginnt in Deutschland zwischen 7 Uhr und 8.30 Uhr und endet zwischen 12 Uhr und 14 Uhr, je nach Schulstufe. In Frankreich beginnt der Schultag für die Kinder und Jugendlichen meist gegen 9 Uhr und endet um etwa 16 Uhr, für Oberstufenschüler zwischen 17 Uhr und 18 Uhr.
Hierarchiecodes
In Deutschland sind die gegenüber den Vorgesetzten zu beachtenden Codes weit weniger streng als in Frankreich. Die Beziehungen sind einfach, der Austausch ist nicht kodifiziert und weniger formal zwischen zwei Hierarchieebenen. Es handelt sich um ein eher einbindendes Management.
In Frankreich existiert in Unternehmen oft eine sehr ausgeprägte Pyramidenstruktur und Formalismus ist ausgeprägt, auch wenn dies selbstverständlich von der Art des Unternehmens, dem Managementstil und der Firmenkultur abhängt.
Weitere Unterschiede in der Arbeitskultur
Wir sollten auch bemerken, dass französische Betriebe Abschlüsse und Bildungswege stark bewerten, wohingegen deutsche Arbeitgeber eher auf Erfahrung und Kompetenzen setzen.
Allgemein unterscheidet sich die Arbeitskultur in Deutschland stark von der in Frankreich. Beispielsweise pflegen die Deutschen vor allem Effizienz und Produktivität: Lange Besprechungen, die sich hinziehen, werden wenig geschätzt. Man zieht kurze und zielgerichtete Meetings vor.
Die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland beim Essen
Auch bei der Ernährung sind zahlreiche kulturelle Nuancen zwischen Frankreich und Deutschland zu verzeichnen.
Frühstück
In Deutschland ist das Frühstück meist herzhaft und recht umfangreich. Es kann Aufschnitt, Wurst, Käse, Schinken, Gemüse (Tomaten, Gurke …), gekochte Eier, Schwarzbrot … enthalten. Diese erste Mahlzeit am Tag wird zwischen 6.30 und 7.30 Uhr eingenommen, da Schule und Arbeit recht früh beginnen.
Die Franzosen haben morgens eher Lust auf süße Gerichte wie das bekannte Croissant zum Kaffee oder Baguette mit Butter und Marmelade.
Abendessen
Anders als das Frühstück, das einen wichtigen Platz im Tagesablauf der Deutschen einnimmt, ist das Abendessen in Deutschland recht leicht. Es kann beispielsweise aus Vollkornbrot oder Brötchen bestehen, die mit Käse, Aufschnitt, sauren Gurken, Salat, etc. belegt werden. Die Deutschen essen in der Regel zwischen 18 und 19 Uhr zu Abend und dieses Essen dauert weniger lang als in Frankreich. Dort ist das Abendessen die Gelegenheit, sich in der Familie zusammenzufinden, um gemeinsam ein leckeres zu Hause zubereitetes Gericht zu genießen.
Deutschland ist zudem ein großer Hersteller von veganen Produkten. Im Supermarkt finden Sie zahlreiche vegetarische und vegane Angebote, was in Frankreich etwas weniger der Fall ist.
In Deutschland trinken die Leute hauptsächlich kohlensäurehaltiges Wasser, in Frankreich eher stilles Wasser.
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Antworten auf Ihre Fragen zu den deutsch-französischen Unterschieden in Sachen Kultur
Welcher ist der größte kulturelle Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland?
Zwischen Frankreich und Deutschland bestehen zahlreiche kulturelle Unterschiede, doch am auffälligsten sind sicher die Einhaltung von Regeln, Pünktlichkeit und Gemeinschaftssinn. Diese Werte sind in Deutschland deutlich stärker ausgeprägt als im Nachbarland, wo die Menschen individualistischer denken und das Beachten von Ordnung bei Weitem nicht allgegenwärtig ist.
Wie viele Deutsche leben in Frankreich und umgekehrt?
Frankreich zählt über 86.600 zugezogene Deutsche und man schätzt, dass 112.000 Franzosen in Deutschland leben. Deutschland und insbesondere Berlin stehen demnach auf dem vierten Platz der bei französischen Auswanderern beliebtesten Länder und Städten.
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